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Der BL-Emerging Markets feiert seinen zehnten Geburtstag. Der Fonds, der eigentlich zu einem ungünstigen Zeitpunkt aufgelegt worden war, hat sich erfolgreich durch die Höhen und Tiefen der Schwellenländer navigiert, indem er sich an eine klare Anlagestrategie gehalten hat.

Marc, zehn Jahre BL-Emerging Markets: Wie lautet Ihr persönliches Fazit?

Marc Erpelding (ME): Der Auflegungszeitpunkt im Oktober 2007 war eigentlich schlecht gewählt, da sich Schwellenländertitel zu dieser Zeit auf ihrem vorübergehenden Höchststand befanden und im Zuge der globalen Finanzkrise stark korrigierten. Doch wenn ich jetzt nach zehn Jahren ein Fazit ziehe, bin ich mit dem Verlauf der Wertentwicklung dennoch zufrieden. Unser Ziel, einen reinen Aktienindex wie den MSCI Emerging Markets langfristig - bei deutlich geringerem Risikoniveau- zu übertreffen, haben wir bislang erreicht. Die letzten zwei Jahre haben wir allerdings Probleme mit dem Index mitzukommen und haben einen Teil von unserem Vorsprung eingebüßt.

 

Worauf führen Sie diese rezente Entwicklung zurück?

ME: Derzeit wird der Markt vor allem von ein paar großen Technologieunternehmen angeführt. Diese Tendenz ist seit geraumer Zeit in Amerika festzustellen, wo Internetunternehmen wie Facebook, Amazon oder Google die Märkte beflügeln; in den Schwellenländern sind es die chinesischen Gegenspieler wie Alibaba, Tencent oder Baidu, die den Markt vorantreiben. Auch wenn wir einige dieser großen Technologieunternehmen im Fonds haben, wie beispielsweise Tencent oder auch TSMC, so sind wir insgesamt doch stark untergewichtet in diesem Sektor – sei es aus Bewertungs- oder Wettbewerbsgründen. Auch sind wir deutlich diversifizierter, was die Gewichtung der größten Positionen im Fonds betrifft.

 

Bedingt durch die hohen Gewichtungen dieser Unternehmen in den gängigen Schwellenländer-Indizes profitieren diese überproportional von den Mittelzuflüssen in passive Fonds. Sehen Sie dies eher als Gefahr oder als Chance?

ME: In der Tat stellen wir über die vergangenen Jahre eine klare Tendenz der Investoren hin zu passiven Strategien fest, sowohl in den Schwellenländern als auch in anderen Teilen der Welt.

Für einen aktiv gemanagten Fonds wie den BL-Emerging Markets, der einen hohen Anteil an mittelgroßen und kleineren Unternehmen besitzt, und bei dem fast die Hälfte der Unternehmen nicht im MSCI Emerging Markets vertreten sind, ist es in diesen Marktphasen sehr schwierig zu folgen.

Die größte Gefahr besteht darin, dass sich Investoren von den aktiv gemanagten Fonds weiter abwenden und somit die Fundamentaldaten der einzelnen Unternehmen zweitrangig werden. Die Aufnahme und die Gewichtung eines Unternehmens innerhalb der wichtigsten Indizes werden dann entscheidend für die Börsenentwicklung dieses jeweiligen Unternehmens sein. Die Volatilität des gesamten Marktes wird dadurch eher zu- als abnehmen.

Im Umkehrschluss bietet diese Entwicklung natürlich auch Chancen für sogenannte Stockpicker, da der Zusammenhang zwischen Fundamentaldaten und Börsenentwicklung weiter verzerrt wird.

 

Die Möglichkeit, Risiken in Ihrem Fonds – durch die Aktienquote – steuern zu können, hat sicherlich Charme. An wen richtet sich Ihr Fonds?

ME: Bei der Auflegung des Fonds Ende 2007 haben wir uns bewusst für mehr Flexibilität bezüglich der Aktienquote entschieden. Wir wollten ein Produkt anbieten, das es uns und unseren Kunden erlaubt, diesen hohen Kapitalzuflüssen oder -abflüssen in die Schwellenländer entgegensteuern zu können.

Falls uns die Bewertungen auf der Aktienseite weniger attraktiv erscheinen, werden wir die Aktienquote reduzieren, und zwar bis auf minimal 60 Prozent. Bei attraktiven Bewertungen wiederum werden wir den Aktienanteil bis auf maximal 100 Prozent erhöhen. Nach der Lehman-Pleite im Herbst 2008 haben wir beispielsweise die Aktienquote von 70 Prozent auf 90 Prozent angehoben. Derzeit liegt die Aktienquote bei 75 Prozent.

Durch den flexibleren Ansatz verbessert sich das Risiko-Ertragsverhältnis des Portfolios deutlich im Vergleich zu einem reinen Emerging-Markets-Aktienfonds.

Der Fonds richtet sich somit an Kunden, die langfristig und über einen gesamten Börsenzyklus investieren möchten.

Für Kunden, die kurzfristig von einer Aktienrallye in den Schwellenländern profitieren möchten, macht es sicherlich mehr Sinn, einen Indextracker oder einen zyklischeren Fonds zu kaufen.

 

In welche Unternehmen investieren Sie?

ME: Unsere Fondsmanagementgesellschaft BLI - Banque de Luxembourg Investments verfolgt bei der Aktienauswahl eine einheitliche Methodik. Der Schwerpunkt liegt auf der Qualität des jeweiligen Unternehmens: gute Marktpositionierung, dauerhafter Wettbewerbsvorteil, geringe Kapitalintensität, solide Bilanz, hohe Margen sowie die Rentabilität von Unternehmensinvestitionen sind wichtige Kriterien bei der Aktienauswahl. Auf Basis der BLI-Fundamentalanalyse kaufen wir solche Qualitätsaktien, wenn der Kurs eine Sicherheitsmarge zum von uns ermittelten fairen Wert des Unternehmens bietet.

 

Wo sind die großen Unterschiede zu einem MSCI Emerging Markets?

ME: Die Portfoliostruktur ergibt sich aus den einzelnen Anlagen und ist völlig unabhängig von einem Vergleichsindex.

Aufgrund unseres Anlageansatzes finden Unternehmen aus den Bereichen Energie, Rohstoffe und Banken nur selten den Weg ins Portfolio. Hingegen ist der Fonds sehr stark übergewichtet im Bereich Konsum. Über 80 Prozent der Unternehmen im BL-Emerging Markets sind eher lokale, oft vom Marktanteil her dominierende Unternehmen, welche sich direkt an den lokalen Konsumenten richten. Diese Unternehmen verfügen oftmals über Marken mit einer hohen Kundenbindung, sehr dichte Vertriebsnetze und genießen die einhergehenden Skaleneffekte. Weitere Investments haben wir in den Sektoren Informationstechnologie, Pharma und Industrie.

Auf Länderebene haben wir beispielsweise seit einiger Zeit eine Übergewichtung in Brasilien und eine starke Untergewichtung in Indien. Diese Positionierung verdeutlicht unseren eher antizyklischen „Bottom-up“-Investmentansatz. Während Brasilien von politischen Skandalen heimgesucht wird, gilt Indien seit ein paar Jahren als sicherer Hafen. Diese „Top-down“-Sicht schlägt sich allerdings auch in den Bewertungen von Qualitätstiteln nieder, und somit tendierten wir in den vergangenen Jahren eher dazu, brasilianische als indische Unternehmen aufzustocken.

 

Wie handhaben Sie die Cash- und Anleihequote?

ME: Die Gewichtung der Cash- und Anleihequote ist, wie vorhin beschrieben, das Resultat der Unternehmensbewertungen. Die reine Cashquote beträgt derzeit rund 14 Prozent und die Staatsanleihenquote elf Prozent. Die Schwellenländer-Staatsanleihen, die mein Kollege Jean-Philippe Donge managt, betrachten wir für diesen Fonds als einen Cash-Ersatz. Die Risiken bezüglich Währungen (überwiegend in Euro und US-Dollar), Laufzeit, Kreditrisiko und Liquidität werden dementsprechend minimiert.

Die Cash- und Anleihequote stellt eine Art Puffer dar, der dem Fonds in starken Korrekturphasen Rückhalt gibt und uns anschließend erlaubt, Unternehmen zu einem günstigeren Preis zu kaufen.

Marc Erpelding, Fund Manager

Marc ist Fondsmanager bei BLI. Nach seinem Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) sammelte Marc in Zürich und New York als Bauingenieur erste Erfahrungen in der Industrie. Nach seinem Master-Abschluss in Management am King's College in London kehrte Marc in seine Heimat zurück und kam 2002 zur Abteilung Vermögensverwaltung der Banque de Luxembourg. Marc ist seit 2005 CIIA-Finanzanalyst und seit 2007 für Emerging Markets-Aktien verantwortlich.

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