Rückblickend, ein paar Punkte zum Brexit.
1. Die politischen Auswirkungen des britischen EU-Austritts überwiegen die wirtschaftlichen Auswirkungen.
2. Rasche Kommentare im Hinblick auf ein Ereignis, das nur über wenige historische Vergleiche verfügt, sind in erster Linie Spekulation und sollten eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie nicht beeinflussen. 3. Die meisten Kommentatoren haben sich auf das wirtschaftliche Bärenszenario konzentriert (mehr Volatilität, steigendes Rezessionsrisiko). Das Bullen-Szenario wäre, dass der Brexit Impulsgeber für die EU ist, zu strukturellen Reformen führen und letztlich die EU auf eine Freihandelszone reduzieren wird.
4. Die erste Reaktion der Finanzmärkte war wie erwartet: Staatsanleiherenditen fielen, das britische Pfund wertete ab, Aktienkurse sanken und die Kurse ‚sicherer Häfen‘ stiegen.
Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe
Quelle: Bloomberg
5. Da die politische Unsicherheit hoch bleibt und politische Risiken sich in einer Schieflage befinden, werden Staatsanleihen und sichere Häfen weiterhin nachgefragt werden.
6. Der Brexit wird als Ausrede für weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen genutzt werden, was wiederum weitere Abwärtsbewegungen auf den Aktienmärkten begrenzen sollte.
7. In einem Umfeld, das weiterhin von Ungewissheit bestimmt ist, schätzen Anleger normalerweise Qualität und Visibilität. Auf den Aktienmärkten finden sich diese Eigenschaften normalerweise nicht in zyklischen Sektoren oder im Finanzbereich.
8. Die Preisbildung von Finanzanlagen in Südeuropa ist bedenklich abhängig von der Glaubwürdigkeit der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Diese Anlagen wären die Hauptverlierer im Falle eines zunehmend steigenden Risikos des Auseinanderbrechens der Eurozone.
9. Auf der anderen Seite könnte Asien von einem weniger aggressiven US-amerikanischen Zinserhöhungszyklus profitieren.
10. Auf langfristige Sicht spiegelt der Brexit einen steigenden Anti-Establishment-Trend, der in Einkommensungleichheit fußt, und einen Vertrauensverlust in Institutionen (sowohl politisch als auch monetär) wider. Dies ist nicht vorteilhaft für die Kapitalmärkte, bedenkt man, dass Kapital enorm von dem profitiert hat, wofür das Establishment stand: freier Handel, Deregulierung, Globalisierung und Zuwanderung. Aktienbewertungen spiegeln das das nicht wider.