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Für geschichtlich Interessierte: Der spanische Dollar, auf den der mexikanische Peso zurückgeht, war bis ins 19. Jahrhundert hinein eine in mehreren Regionen der Welt akzeptierte Währung. Bis zum so genannten Coinage Act von 1857 blieb der „mexikanische Peso" in den USA gesetzliches Zahlungsmittel.

Noch heute sticht das ehemalige Neuspanien innerhalb des Schwellenländeruniversums heraus. Durch die Verlangsamung der Weltwirtschaft wird deutlich, welche Länder übermäßig vom Rohstoffexport abhängen: Russland, Brasilien, Indonesien, Kolumbien oder Venezuela, um nur einige zu nennen. Diese kaum diversifizierten Volkswirtschaften werden durch die Folgen des Preisrückgangs bei Rohstoffen sowie der Erwartung einer Zinsanhebung in den USA besonders stark belastet.

Glücklicherweise haben viele Länder aus vergangenen Krisen gelernt und flexible Wechselkurse sowie allgemeiner eine Wirtschaftspolitik eingeführt, die auf einen Haushaltsüberschuss sowie eine verhaltene Inflation ausgerichtet ist. Mexiko ist eines davon. Wie ganz Lateinamerika erlebte das Land in den 1980er-Jahren aufgrund der Wachstumsflaute (Schätzungen gehen für den Zehnjahreszeitraum von -0,3% aus) und der enormen Inflation ein verlorenes Jahrzehnt. Zwischen 1980 und 1990 lag die durchschnittliche jährliche Teuerungsrate bei 69%, wobei am 31.3.1988 bei 175% p.a. der Inflationsrekord markiert wurde. 1982 stellte Mexiko seinen Schuldendienst ein. 1994, nach der Unterzeichnung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA), erlebte das Land verstärkt spekulative Kapitalbewegungen, während der Peso noch an den USD gebunden war, und sah sich zu einer Währungsabwertung gezwungen.

Mexikanischer Peso zum US-Dollar ggü. der US-Geldpolitik 1994

 

Quelle: Bloomberg 

Trotz wiederholter instabiler Phasen bleibt Mexiko jedoch fest in seiner industriellen Tradition verankert. Das Land zählt zwar zu den Hauptölproduzenten und liegt an der Schnittstelle zwischen zwei Welten, nämlich zwischen dem reichen, tertiarisierten Nordamerika und Südamerika, das von dem abhängig ist, was sich unter der Erdoberfläche verbirgt. Dennoch ist die Wirtschaft in Mexiko – anders, als vielleicht allgemein angenommen – weniger auf den Export von Rohstoffen ausgerichtet als in den südlicheren Nachbarländern. Die Industrie sowie vor allem der Dienstleistungssektor (Tourismus, Telekommunikation usw.) spielen seit Jahren eine wesentliche Rolle, auch wenn sich der Entwicklungsgrad zwischen den Bundesstaaten Chiapas und Sonora oder zwischen Yukatan und der Pazifikküste deutlich unterscheidet. Der Bau des Eisenbahnnetzes ab dem Ende des 19. Jahrhunderts bis etwa 1930 verbesserte die Integration des Nordens und des Nordostens, während gleichzeitig die wirtschaftliche Nähe zu den USA zunahm. Die wirtschaftliche Aktivität entwickelte sich besonders durch die maquiladoras: Diese meist für US-Unternehmen tätigen Montagebetriebe trugen maßgeblich zur Modernisierung des Landes bei.

Mexiko-City, auf dessen Gebiet sich die Hauptstadt der Azteken befand, gibt im 21. Jahrhundert ein dynamischeres Bild ab als je zuvor. In einem früheren Artikel haben wir schon die vom mexikanischen Parlament auf den Weg gebrachten Reformen erwähnt. Mit der Reform des Energiesektors können Privatunternehmen nun in der Produktion aktiv werden, und auf mehreren Ebenen bestehende Engpässe dürften beseitigt werden. Dies gilt insbesondere für die Petrochemie, für synthetische Textilien und auch für Kunststoffe. Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen trägt weiterhin zur Modernisierung von Mexikos Wirtschaft bei, und die ausländischen Investitionen beschränken sich nicht auf den Energiesektor, sondern zielen auch auf andere Branchen wie Autos, Elektronik, Chemie und Luftfahrt ab. Große Namen aus den USA und Europa haben bereits Niederlassungen in Zentralmexiko eröffnet: Bombardier, Airbus und GE Aviation investieren im Bundesstaat Querétaro. In die Luftfahrtindustrie sind seit den 1980er-Jahren bereits rund 33 Milliarden USD an ausländischen Direktinvestitionen geflossen. Nach FT-Angaben verdoppelte Mexiko seine Autoproduktion zwischen 2009 und 2014 auf 3,2 Millionen Einheiten. Honda, Mazda, Audi, Kia, Nissan und BMW haben bereits mehrere Milliarden USD in Montagebänder in Mexiko investiert bzw. planen entsprechende Investitionen. All dies passiert vor dem Hintergrund, dass nicht nur Mexikos Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch seine Kompetenz im Vergleich zu den wichtigsten Konkurrenten gestiegen ist. Zu Letzteren zählt vor allem China, dessen Währung seit dem Sommer 2005 gegenüber dem USD leicht aufgewertet hat.

Mexikanischer Peso und chinesischer Yuan ggü. USD

Quelle: Bloomberg 

Jean-Philippe Donge, Head of Fixed Income

Nach Abschluss seines Studiums als Wirtschaftsingenieur an der belgischen Louvain School of Management führte Jean-Philippes Weg nach Finanzzentrum Luxemburg. Er kam 2001 zur Abteilung Asset Management der Banque de Luxembourg. Nach dreijähriger Tätigkeit in den Bereichen Analyse und Research ist Jean-Philippe auf die Übernahme eines Fonds vorbereitet: 2003 übernahm er das Management einiger Rentenfonds der Sicav BL, darunter den mehrfach ausgezeichneten BL-Global Bond, der mehrfach prämiert wurde, unter anderem als bester europäischer Rentenfonds in Euro.

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