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Die jüngsten Ereignisse führten Anlegern erneut die Anfälligkeit der Staaten hinter der äußeren Fassade vor Augen. Als die Schwellenländer in den ersten Dezemberwochen 2014 eine Korrektur durchliefen, büßte der JPMorgan-Index für auf USD lautende Staatsanleihen aus Schwellenländern 5,6% ein, während der Index für Papiere in lokaler Währung knapp 8% nachgab.

Auf eine starke Nachfrage ... 

Die jüngsten Ereignisse führten Anlegern erneut die Anfälligkeit der Staaten hinter der äußeren Fassade vor Augen. Als die Schwellenländer in den ersten Dezemberwochen 2014 eine Korrektur durchliefen, büßte der JPMorgan-Index für auf USD lautende Staatsanleihen aus Schwellenländern 5,6% ein, während der Index für Papiere in lokaler Währung knapp 8% nachgab. Besonders betroffen waren Ölförderstaaten. Zur Erinnerung: Im März 1986 bewegte sich der Preis pro Barrel WTI-Öl in New York gerade einmal um die 10 USD. Ab der Jahrtausendwende kletterte der Ölpreis genau wie die Preise von Rohstoffen insgesamt durch den Aufstieg Chinas unaufhörlich in die Höhe. Zwischen 2003 und 2013 hat sich Chinas Ölverbrauch mit einem Anstieg auf 10,7 Mio. Barrel je Tag (mbd) fast verdoppelt. Wie die Grafik unten zeigt, registrierten die Ölförderländer zunächst eine deutliche Verbesserung ihrer Staatsfinanzen, und verschiedene Staatsführungen konnten ihre Position festigen, ohne die für die langfristige Entwicklung notwendigen Reformen zu ergreifen. In diesen von starker Nachfrage geprägten Jahren stieg der weltweite Ölverbrauch von 80 mbd - million barrels per day - (2003) auf 91 mbd (2013). Von Afrika bis nach Nahost entstanden Großprojekte: In Dubai wurde im Januar 2010 im Rahmen des Palm-Islands-Projekts Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, eingeweiht. In Baku wurde 2012 der Bau des Hochhauskomplexes Flame Towers abgeschlossen – drei Türme, die die großen städtebaulichen Ambitionen Aserbaidschans für seine Hauptstadt illustrieren. In Afrika hat die chinesische Petrodiplomatie mit Infrastrukturprojekten von Nigeria bis Angola einen ganzen Kontinent geprägt: Wiederinstandsetzung der 1.300 km langen Eisenbahnstrecke von der Hafenstadt Lobito (Angola) bis nach Lubumbashi (Republik Kongo), Pipelinefinanzierungen im Sudan usw. In Brasilien startete das staatlich kontrollierte Unternehmen Petrobras, gegen das heute im Zusammenhang mit einem Korruptionsskandal ermittelt wird, neue Explorationen – vor allem zur Förderung von unter der Salzschicht liegenden Vorkommen (so genannte Pre-Salt-Vorkommen) aus der Tiefsee. Petrobras' Ziel, die Produktion bis 2020 zu verdoppeln, ging mit umfangreichen Investitionen und einer erheblichen Verschuldung einher.

Chinesisches Wachstum ggü. Leistungsbilanz

 

 

Quelle: Bloomberg

... folgt unweigerlich ein Rückgang 

Anfang 2014 begann die Basis dieses beispiellosen Ölpreisanstiegs jedoch zu bröckeln. Zuvor hatte Ben Bernanke – im Mai 2013 – das baldige Ende der geldpolitischen Lockerung angekündigt, die die Fed seit der Lehman-Pleite praktizierte. Entsprechend richteten sich die Märkte auf eine Zinserhöhung in den USA ein. Es kam zu Kapitalrückführungen, und dieSchwellenländerwährungen verloren an Wert. Im Januar 2014 wertete Argentinien den Peso ab, einen Monat später zog Kasachstan nach. Im November folgte Nigeria in der Hoffnung, den Nairazu stabilisieren. Die Devisenreserven dieser Volkswirtschaften schmelzen zusammen. Ein weiterer Faktor, der den Rohstoffpreisanstieg unterstützt, nämlich das chinesische Wachstum, wird ebenfalls in Frage gestellt. Seit Mitte 2014 sinkt der Preis je Barrel. Die OPEC lehnte bei ihrer letzten Sitzung am 27. November 2014 eine Drosselung der Fördermenge ab und bestätigte stattdessen die offizielle Quote von 30 Mio. Barrel je Tag – damit legte sie die Lunte ans Pulverfass. Am 6. Januar 2015 ging das West Texas Intermediate (WTI) erstmals seit April 2009 unter 50 USD aus dem Handel – das Allzeithoch liegt bei 145,29 USD und wurde im Juli 2008 markiert.

Jean-Philippe Donge, Head of Fixed Income

Nach Abschluss seines Studiums als Wirtschaftsingenieur an der belgischen Louvain School of Management führte Jean-Philippes Weg nach Finanzzentrum Luxemburg. Er kam 2001 zur Abteilung Asset Management der Banque de Luxembourg. Nach dreijähriger Tätigkeit in den Bereichen Analyse und Research ist Jean-Philippe auf die Übernahme eines Fonds vorbereitet: 2003 übernahm er das Management einiger Rentenfonds der Sicav BL, darunter den mehrfach ausgezeichneten BL-Global Bond, der mehrfach prämiert wurde, unter anderem als bester europäischer Rentenfonds in Euro.

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