Luxemburg
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Nun ist es wieder soweit: Der Herbst ist da, die ersten Erkältungen machen die Runde, und bald liegt das Laub wieder auf den Gehwegen. Wie wäre es, wenn Sie jetzt an einen warmen, sonnigen Ort reisen könnten, einige tausend Kilometer von hier, um dem Grau dieser Tage zu entfliehen? Natürlich müssten Sie dazu eine lange Reise auf sich nehmen…

Und sieben, acht Stunden im Flugzeug können ganz unterschiedlich verlaufen – je nachdem, welchen Sitznachbarn Sie haben, ob er (oder sie) sehr gesprächig ist oder starkes Parfum trägt. Doch egal, ob angenehm oder kaum auszuhalten: In beiden Fällen hätten Sie (bei gegebener Beförderungsklasse) denselben Preis für Ihr Flugticket gezahlt. Und ein Mitreisender, der eine vergleichbare „Investition“ getätigt hat und sich drei Plätze hinter Ihnen über die gesamte Sitzreihe ausbreitet, empfindet seine Reise vielleicht ganz anders als Sie.

Alles ist also relativ…

 

Das gilt umso mehr für Rentenanlagen

Für Anleger in festverzinslichen Anlagen gilt: Auch Sie können die Qualität Ihrer „Reise“ zu einem gewissen Grad selbst bestimmen; das heißt, Sie die Wahl zwischen

  • relativ turbulent (oder auch „volatil“) mit der Hoffnung auf maximalen Ertrag;
  • relativ ruhig und komfortabel mit dem Ziel, keinen Ärger zu erleben und der Bereitschaft, dafür einen gewissen Preis zu zahlen, oder
  • irgendwo zwischen diesen beiden Optionen.

In der Realität der Rentenanlage ist es nicht nur möglich, die „Beförderungsklasse“ und den „Sitzplatz“ zu wählen, sondern auch den „Sitznachbarn“, neben dem man die vielen Stunden bis zum Zielort verbringt.

Konkret heißt das: Bei der Anlage eines bestimmten Betrags können Sie das Risiko wählen (AAA oder BBB, das heißt die „Beförderungsklasse“), aber auch den Emittenten („Sitzplatz“), der dieser Klasse entspricht. Eine Anlage kann dann optimiert werden, wenn man einen Emittenten findet, der für ein festgelegtes Risiko das bestmögliche Renditepotenzial bietet.

Eben dies versteht man unter der „relativen Bewertung“ der Anlagechancen: Will ich First Class reisen oder lieber Economy? Will ich einen Gang- oder Fensterplatz? Ertrage ich einen Sitznachbarn, der sich die Schuhe auszieht?

Entsprechend stellt sich ein Anleger Fragen wie: Welches Rating sollen meine Anleihen haben (AAA oder BBB, „Beförderungsklasse“)? Möchte ich in der Kategorie BBB lieber Anleihen von Telefonica oder von Deutsche Telekom („Sitz“)? Möchte ich Anleihen in Euro oder in US-Dollar („Sitznachbar“/„Parfüm“)?

 

 

Beispiele für relative Bewertung

1. Wahl des Qualitätsniveaus (unabhängig von der Währung)

Quelle: JP Morgan Government Bond Index Aggregate – Oktober 2016

 

2. Wahl des Emittenten innerhalb desselben Wirtschaftsraums (Eurozone)

Quelle: JP Morgan Government Bond Index Aggregate – Oktober 2016

 

3. Wahl zwischen Emittenten vergleichbarer Qualität (gleiche Branche, gleiche Währung)

Quelle: JP Morgan – Bloomberg – Oktober 2016

 

4. Wahl zwischen verschiedenen Emissionen verschiedener Staaten (Dollar-Anleihen)

 

Quelle: JP Morgan – S&P - Juni 2016

 

5. Wahl zwischen Emissionen mit vergleichbarem Rating (in verschiedenen Währungen)

Quelle: Bloomberg  – Oktober 2016

 

Viele Anlageoptionen, noch mehr Kombinationsmöglichkeiten.

Wie auch immer sich der Anleger entscheidet: Seine Wahl hat immer Folgen, und zwar in Bezug auf politische Risiken, Fremdwährungsrisiken, Konjunktur- und Branchenrisiken oder auch einfach das Risiko eines hohen Kaufpreises. Im letztgenannten Beispiel bedeutet die Entscheidung für den Emittenten mit der höchsten Rendite (US Treasury 2025) für einen in Euro anlegenden Investor, dass er die Entwicklung des US-Dollars und der Renditen auf diesem Markt für die kommenden neun Jahre positiv einschätzt. In unserem Beispiel 4 kann die Entscheidung zwischen Mexiko und Polen noch nuanciert werden durch die Tatsache, dass es einen weiteren Emittenten mit geringerer Qualität gibt, der ein ähnliches Renditepotenzial wie Mexiko bietet, nämlich Paraguay. Dieser Emittent könnte für den Anleger positive (Kurs-)Überraschungen bringen, wenn nämlich sein Rating angehoben würde. Ein Anleger könnte also darauf setzen, dass sich die Renditedifferenz bei einem verbesserten Rating Paraguays verringert und die Staatsanleihen des Landes bessere Performance bringen als die mexikanischen. All dies muss abhängig von den Erwartungen des Anlegers differenziert werden, abhängig von seiner Sensibilität für die verschiedenen Risiken etc.

Entsprechende Überlegungen können in jedem einzelnen der oben dargestellten Fälle angestellt werden.

Jean-Philippe Donge, Head of Fixed Income

Nach Abschluss seines Studiums als Wirtschaftsingenieur an der belgischen Louvain School of Management führte Jean-Philippes Weg nach Finanzzentrum Luxemburg. Er kam 2001 zur Abteilung Asset Management der Banque de Luxembourg. Nach dreijähriger Tätigkeit in den Bereichen Analyse und Research ist Jean-Philippe auf die Übernahme eines Fonds vorbereitet: 2003 übernahm er das Management einiger Rentenfonds der Sicav BL, darunter den mehrfach ausgezeichneten BL-Global Bond, der mehrfach prämiert wurde, unter anderem als bester europäischer Rentenfonds in Euro.

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