Klima der allgemeinen Unsicherheit könnte Weltwirtschaftswachstum beeinträchtigen
Die Ankündigung der Trump-Regierung von Zöllen Anfang April, die weit über den Erwartungen lagen, führte zu einem Klima der allgemeinen Unsicherheit, welches das Weltwirtschaftswachstum in den kommenden Monaten beeinträchtigen könnte. Dies schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.
„Die für das erste Quartal veröffentlichten Daten sind daher kaum repräsentativ für die künftige Entwicklung, da die meisten Verbraucher und Unternehmen im Vorgriff auf die Ankündigung der Zölle handelten, was zu erheblichen Verzerrungen führte“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI - Banque de Luxembourg Investments. So sank das Bruttoinlandsprodukt in den USA auf annualisierter Basis um 0,3 Prozent, „da das Handelsbilanzdefizit aufgrund der hohen Importe stark anstieg“. In der Eurozone wuchs das BIP um 0,4 Prozent, doppelt so stark wie erwartet, und verzeichnete somit ein Wachstum das fünfte Quartal in Folge. „Umfragen unter europäischen Unternehmern deuten jedoch darauf hin, dass sich die US-Zölle in den kommenden Monaten negativ auf die Geschäftslage auswirken werden.“ In China stieg das BIP im Jahresvergleich um 5,4 Prozent aufgrund der Beschleunigung der Exporte vor der Einführung der Zölle. Die staatlichen Behörden planen, die negativen Auswirkungen der US-Zollpolitik durch zusätzliche fiskalische Stimuli abzumildern. In Japan verringern Zollschranken das Wachstumspotenzial der stark exportorientierten Wirtschaft.
Umfragen unter europäischen Unternehmern deuten jedoch darauf hin, dass sich die US-Zölle in den kommenden Monaten negativ auf die Geschäftslage auswirken werden. Guy Wagner
Inflation in der Eurozone tritt auf der Stelle
Obwohl sich der Abwärtstrend der Inflation in den USA im März fortsetzte, könnte er sich in den kommenden Monaten aufgrund der Preissteigerungen infolge der Zölle umkehren. So sank die Gesamtinflationsrate von 2,8 Prozent im Februar auf 2,4 Prozent im März. In der Eurozone tritt die Inflation auf der Stelle. Im April blieb die Gesamtinflationsrate unverändert bei 2,2 Prozent.
Federal Reserve befürwortet einen abwartenden Ansatz
Die US-Notenbank hielt im April keine Sitzung ab. In einer Rede in Chicago hielt ihr Präsident Jerome Powell daran fest, dass er nach der Ankündigung der Zölle einen abwartenden Ansatz befürwortete, um deren Auswirkungen auf die Inflation und das Wirtschaftswachstum besser einschätzen zu können. In der Eurozone senkte die Europäische Zentralbank ihren Einlagensatz um weitere 25 Basispunkte auf 2,25 Prozent. „Die negativen Auswirkungen der US-Zölle auf das europäische Wachstum, der Anstieg des Euro und die niedrigen Ölpreise könnten die Währungshüter dazu veranlassen, ihre Leitzinsen bei der nächsten Sitzung im Juni erneut zu senken“, so die Einschätzung des luxemburgischen Ökonomen.
Investoren stellen US-Staatsanleihen als ultimative sichere Anlage in Frage
Im April waren die Renditen von US-Staatsanleihen unbeständig. Sie fielen unmittelbar nach der Ankündigung der Zölle und stiegen dann wieder an, „da die Investoren angesichts der Drohmaßnahmen der neuen US-Regierung gegenüber den Handelspartnern den Status der US-Staatsanleihen als ultimative sichere Anlage in Frage stellten“. Die anschließende Ankündigung, die meisten Zölle für 90 Tage auszusetzen, führte erneut zu einer Entspannung der langfristigen Zinsen, die den Monat nahezu unverändert beendeten. In der Eurozone entspannten sich die Anleiherenditen aufgrund der ungünstigen Auswirkungen der US-Zölle auf das Konjunkturwachstum des Alten Kontinents. So sank der zehnjährige Referenzzinssatz in den USA, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.
US-Dollar bislang größter Verlierer des „Liberation Day“
Obwohl die Aktienmärkte im Laufe des Aprils sehr volatil waren, beendeten sie den Monat auf fast unverändertem Niveau im Vergleich zu Ende März. Guy Wagner: „Die Kehrtwende von Donald Trump, der am „Liberation Day“ am 2. April Zölle ankündigte und diese einige Tage später teilweise um drei Monate aussetzte, erklärt das Auf und Ab der Börsenkurse.“ So war der Rückgang des MSCI All Country World Index Net Total Return in Euro um 4,1 Prozent fast ausschließlich auf den Rückgang des US-Dollars zurückzuführen. In lokaler Währung gaben die wichtigsten Aktienindizes nur wenig nach. „Auf Sektorenebene verloren Basiskonsumgüter, Versorger und Industrie am wenigsten, während Energie, Gesundheit und zyklischer Konsum am deutlichsten nachgaben.“